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Planung von Fabrik- und Logistik-Anlagen

Datenanalyse, Vorstudie, Grobplanung, Greenfield-Planung & Brownfield-Planung

ZUR EINFÜHRUNG
In diesem Artikel gehen wir auf die Voraussetzungen für eine Greenfield- und Brownfield-Planung ein. Diese sind im Wesentlichen eine fundierte Daten-Analyse der Vertriebs- und Beschaffungsdaten des Unternehmens beziehungsweise Geschäftsbereiches und eine Vorstudie sowie Grob-Planung des Soll-Konzeptes.

AUSGANGSLAGE
Die globale Weltwirtschaft stellt an uns Fabrik- oder Logistik-Planer hohe Anforderungen, was die Auslegung von Fabrik- und Logistik-Anlagen angehen.

Dies ist zum Einen darin begründet, dass die Weltwirtschaft global ausgerichtet ist, d.h. In einem internationalen Wettbewerb auf Basis unterschiedlichster Kostenstrukturen stehen. Auf der anderen Seite unterliegen die Kundenabrufe zum Teil extremen Schwankungen, in Abhängigkeit von den interkontinentalen und kontinentalen Wirtschaftsgebieten sowie neuen Krisengebieten, die der wachsenden Weltwirtschaft schaden. Ein zweiter Aspekt stellt die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der Anlage im Hinblick auf veränderte Markt-Anforderungen als auch die Fähigkeit auf Marktschwankungen zu reagieren, die es im Produktions- oder Logistik-Konzept zu berücksichtigen gilt. Ein dritter Aspekt stellt uns vor ganz neue Anforderungen was die Energieeffizienz und den ressourcenschonenden Betrieb der Anlage ermöglicht.

 ZUM THEMA
Bei der Greenfield-Planung geht es darum, auf einer „grünen Wiese“ einen ganz neuen Standort zu planen, der vorher nicht existiert hat und neu errichtet werden soll.

Im Gegensatz dazu geht es bei der Brownfield-Planung darum, eine vorhandene Logistik- oder Produktions-Anlage umzubauen oder auch so zu verbessern und z.B. leistungsfähiger im Durchsatz zu machen oder die Kapazität zu erweitern.
Im Bereich der Brownfield-Planung gibt es auch die technische Variante, d.h. eine vorhandene Fabrik oder ein automatisches Zentrallager, fit für zukünftige Marktanforderungen zu machen. Dies geschieht meistens, indem man die Anlage einem sogenannten „Retrofit“ unterzieht. Dabei werden die gesamten technischen Anlagen und Steuerungen, wie auch das Produktionssteuerungssystem oder im Logistikbereich das Lagerverwaltungssystem und die Steuerung der Fördertechnik, mit Materialflussrechner sowie SPS auf den aktuellen Stand der Technik zu bringen und auch die Kapazitäten den neuen Marktanforderungen anpassen/erweitern.
Die wesentliche Voraussetzung für eine Greenfield-Planung ist es, dass mindestens eine Vorstudie und Grob-Planung erstellt wurde, aus der die erforderlichen Kapazitäten und Flächen – inklusive der Grundstücksgröße, die für den Bau der Fabrikanlage oder des Logistikzentrums benötigt werden, hervorgehen.

Im Rahmen einer Grob-Planung muss man davon ausgehen, dass die ermittelte Grundstücksgröße eine gewisse Planungs-Unschärfe haben kann – abhängig vom Feinheitsgrad der Grob-Planung. Diese Unschärfe kann durchaus 20-40 % gross sein.

Bevor eine fundierte Vorstudie und Grob-Planung beginnen kann, ist es essenziell wichtig, die Ziele Des Projektes zu definieren und zwischen dem Kunden oder der Geschäftsleitung und dem Projektleiter bzw. dem Projektteam zu vereinbaren. Dies ist ein sehr wichtiger Meilenstein – sie müssen sich vorstellen wenn ein Projekt über mehrere Jahre läuft – vergessen die meisten Menschen warum Sie dieses Projekt eigentlich durchführen und was die Zielsetzung des Projektes ist oder was erreicht werden soll.

Ich möchte an dieser Stelle auf zwei wesentliche Zielsetzungen bereits schon jetzt eingehen, weil sie für die Fabrik- und Logistik-Planung eine Wichtige Rolle spielen. An eine neue Fabrik- oder Logistik-Anlage, wird eine hohe Anpassungsfähigkeit und Flexibilität verlangt, um auf schwankende Markt-Abrufe flexibel reagieren zu können. Dies bedeutet z.B. für eine Fabrik, dass bei schwankenden Marktabrufen die Herstellkosten oder auch Stückkosten konstant bleiben. Dies wird in Fachkreisen auch ein mengenflexibles Produktion- und Logistik-Konzept genannt, welche an die Arbeitsmodelle auch gewisse Anforderungen im Unternehmen stellen. Wir werden diese Thematik in einem der späteren Artikel noch vertiefen.

Die Greenfield-Planung muss auf aktuellen geprüften Geschäftsdaten durchgeführt werden. Im Rahmen einer Vorstudie werden die Geschäfts-Daten analysiert. Dies sind im Wesentlichen Stamm- und Bewegungsdaten der einzelnen Artikel bzw. Material- oder Sachnummern eines Geschäftsbereiches oder Unternehmens.

Dazu zählen die Produktverpackungen und Ladehilfsmittel, die aktuelle Zuordnung von Artikel-Nr. zu Ländern (Verkaufsdaten) in Form von Mengenangaben und Gewichten der einzelnen Sendungen eines Jahres sowie der Entwicklung der einzelnen Artikel oder Materialnummern über die letzten 3 JahreàTrend analysieren.

 

Auf Basis einer sorgfältigen Daten-Analyse können an Hand der Ergebnisse, eine erste Planung der Prozesse, Subsysteme und die Auslegung bzw. die Grösse von erforderlichen Kapazitäten grob vorgenommen werden. Vor der Greenfield-Planung sollte auch ein Review der Analyse-Ergebnisse, mit ausgewählten Mitarbeitenden des Unternehmens durchgeführt werden, um eine Verifikation der Ergebnisse zu erreichen.

Für die folgende Feinplanung einer Logistik- oder Fabrikanlage, ist es unumgänglich, den Standort und das genaue Layout des Grundstücks zu kennen. Ohne diese Kenntnis und genauen Angaben zu dem Grundstück ist es unmöglich eine Feinplanung für eine Anlage durchzuführen und die finalen Kosten bzw. Aufwendungen zu bestimmen.

Dies wird oft in Großunternehmen vergessen und führt dazu, dass diese Unternehmen nicht über die Grob-Planungsphase hinauskommen und das Projekt zu einem „Dauerläufer“ oder auch „Evergreen“ genannt, mutiert. Dies wird auch dadurch noch verschärft, dass immer neue Ideen für neue Varianten in das Projektteam eingeworfen werden und dazu führen, dass sich das Projekt immer weiter zeitlich verlängert und nicht über die Phase der Grob-Planung hinaus kommt.
Dieser Vielzahl von neuen Ideen oder Varianten, kann man einfach entgegentreten, indem man den Zielerreichungsgrad der eingereichten Ideen bewertet und die Varianten gewichtet.

Um den geeigneten Standort zu finden, werden im Fabrik- oder Logistikbereich, die Daten für die Beschaffung und die Distribution analysiert, um den sogenannten „Centre of Gravity-Punkt“ zu ermittelt, das ist der Ort auf einer Landkarte, von welchem aus die Verteilkosten (Distributionskosten) ein Minimum darstellen – auf Basis der aktuellen Sendungs-/Kundenstruktur. In dieser Analyse werden die Materialnummern/Sendungen für die einzelnen Kunden auf Basis von Zip-codes (Postleizahlen) in Verbindung mit dem Gewicht untersucht. Anschließend kann eine Clusterung erfolgen, woraus die Haupt Distributionsgebiete – beispielsweise von Europa – hervorgehen. Die Wahl des geografischen Ortes (Land, Stadt) hat einen grossen Einfluss auf die Produktions- und Distributionskosten.

Dieselbe Analyse kann man auf der Beschaffungsseite durchführen und das Ergebnis mit dem Resultat der Distribution-Logistik-Analyse mathematisch und grafisch übereinander legen, um zu sehen, wo der optimale Punkt für das Zentrallager im Hinblick auf die Beschaffung und anschliessende Distributions-Logistik ist.

Rotkreuz (CH) / Hamburg (D), den 3. Dezember 2014
Ihre Kirschstein Industrie + Logistikberatung HHPL Schweiz